Gemeinsam für den Patienten da sein

Erste interprofessionelle Heilberufe-Tagung für Anthroposophische Medizin

Berlin, 24. Juni 2013. Die Anthroposophische Medizin lebt – nicht nur, aber auch – von ihrer interprofessionellen Ausrichtung, so dass die verschiedenen Heilberufe (Ärzte, Pflegende, Therapeuten, Pharmazeuten) in der Regel intensiv zusammenarbeiten. Um diese Perspektive der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Wahrnehmung zu stärken, hat der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD) am 21. und 22. Juni 2013 in Stuttgart erstmalig eine „Heilberufe-Tagung“ durchgeführt und damit eine neue Plattform für den berufsgruppenübergreifenden Dialog entwickelt.

Schwerpunktthema Schmerz

Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten einen intensiven Austausch, der einen gelungenen Bogen von einer allgemeinen Annäherung an das Schwerpunktthema „Schmerz“ bis hin zu sehr konkreten und ausdifferenzierten Darstellungen und Fallvignetten schlug. Auch nach den verschiedenen Settings wurde gefragt: Wie versteht man Anthroposophische Medizin in der Chirurgie? Wie in der Intensivmedizin? Welche multimodalen Konzepte gibt es? In den Arbeitsgruppen und bei den Fallvignetten wurde sehr konkret erarbeitet, welche Ansätze sich in der Schmerztherapie bewährt haben.

Verschiedene Perspektiven

Die beiden einführenden Vorträge übernahmen Rolf Heine (Verband für Anthroposophische Pflege / Vorstandsmitglied DAMiD) und Dr. Matthias Girke (Vorstandsmitglied Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland / Vorstandsmitglied DAMiD). Anschließend ergab sich eine ganz besondere Auseinandersetzung: Ein Arzt, der Anästhesist Dr. Wolfram Poppe (Filderklinik), und ein Priester (Martin Merckens von der Christengemeinschaft Stuttgart) schilderten ihre ganz unterschiedlichen Perspektiven zum Thema Schmerz. Auch über die Frage der Sinnhaftigkeit von Schmerz wurde diskutiert: „Schmerz wird es immer geben. Denn da, wo Leben ist, gibt es auch Schmerz“, so Wolfram Poppe abschließend.

Lernen am konkreten Beispiel

Am zweiten Tag der Veranstaltung standen ganz konkrete Themen und Fallbeispiele im Mittelpunkt. Insgesamt sieben Fallvignetten wurden vorgestellt, anhand derer aufgezeigt wurde, wie die verschiedenen Berufsgruppen in den Einrichtungen sinnvoll zusammenarbeiten können. Dabei wurden auch die Herausforderungen thematisiert, zum Beispiel die Frage, welche therapeutische Intervention aus der Vielzahl der Optionen auszuwählen sei. Es zeigte sich, dass es zumindest ein Grundverständnis der anderen Heilberufe brauche, um zu sinnvollen (und nicht beliebigen) Lösungen zu kommen.

Auch in den fünf Arbeitsgruppen („Anthroposophische Medizin in der Chirurgie“, „Anthroposophische Medizin auf der Intensivstation“, „Multimodale Schmerztherapie“, „Hilfestellung und innere Entwicklung bei chronischen Schmerzen“, "Wie strukturiert man eine Patientenbesprechung?“) wurde sehr praxisbezogen gearbeitet. Dabei wurde immer wieder deutlich, dass das spezifisch anthroposophische Element – gerade in den sehr „technischen“ Settings wie Chirurgie und Intensivmedizin – häufig darin bestehe, eine bestimmte (geistige) Haltung einzunehmen, um den erkrankten Menschen in seinen verschiedenen Dimensionen wahrzunehmen.

Die Tagung zeigte, dass es in der Anthroposophischen Medizin bereits heute viele gute Ansätze zur interprofessionellen Zusammenarbeit gibt. Trotzdem müsse die gegenseitige Wahrnehmung auch in den gegenwärtig oft problematischen Rahmenbedingungen verstärkt werden: „Wir müssen versuchen, eine innere Antwort auf die Zeitknappheit in Zeiten von Fallpauschalen und kurzen Liegezeiten zu finden“, regte Rolf Heine als Initiator der Tagung eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit an.

Pressekontakt:

Natascha Hövener
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD)
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